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1992 - 2024
32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

WAS IST DENN EIGENTLICH LOS IN PARAGUAY?
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
01.02.15     A+ | a-
Hier wieder einmal der Versuch, einen Zipfel der paraguayischen Realiät zu erfassen und zu Papier zu bringen - vor allem für Leute, die hin und wieder auf unseren Seiten stöbern, der größere Teil aus Interesse an dem Land Paraguay, weniger an unseren Projekten. Kein Problem.
Der Newsletter hat mehrere getrennte Teile, wenn für jeden etwas dabei ist, sollte es uns freuen.
Also mal in Papieren kramen, in Mails und Zeitschriften, auch im eigenen Gedächtnis natürlich, denn die letzte Rückkehr aus Paraguay nach 5wöchigem Aufenthalt dort liegt schon wieder drei Monate zurück.
Informationsquelle ist auch der Austausch mit Meinungsführern und unser persönlicher Kontakt mit ihnen. An erster Stelle der jesuitische Armenpriester Francisco Oliva, das Ehepaar Dr. Martin Almada und Maria Cáceres de Almada, auch die anderen Projektpartner, die sich gegen die skandalöse Straflosigkeit bei Verbrechen und Verbrechern der Stroessnerdiktatur (1953 bis 89) engagieren und - fast allein auf weiter Flur - mit Museums - und Bildungsveranstaltungen gegen das Vergessen kämpfen.
Spät wendet Paraguay sich dieser wichtigen nationalen Angelegenheit zu - und von ernsthafter Aufarbeitung kann keine Rede sein. Fast der gesamte südamerikanische Kontinent ist da schon viel weiter. Dabei existiert in Paraguay etwas, das es in keinem anderen Land der Hemisphäre gibt: Einzigartiges Material über die Verbrechen gegen die Menschlichkeit bis hin zum Genozid (Ache-indigenas) und über die Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern. All dies im Klima eines fanatischen Antikommunismus. Ein Wunder, wie Dr. Martin Almada es 1975 zuwege brachte, diese überaus brisanten Papiere zu retten - aus dem Anbau einer Polizeistation in Lambaré, nahe Asuncion, wo sie hüfthoch gestapelt wurden nach dem Sturz des Diktators.Obwohl die tonnenschweren  Akten nicht nur in Paraguay verübte Straftaten dokumentieren, sondern auch lückenlos die Zusammenarbeit der damaligen Repressionsstaaten in der sog. „Operation Condor" aufdeckten, gab es kaum einen systematischen Gebrauch dieser einzigartigen Dokumente, deren Brisanz und Beweiskraft - wahrhaft ein „Arquivo de terror" - kaum einen der Täter der Diktatur um den Schlaf bringen musste. In Paraguay!

Im gesamten südlichen Lateinamerika war dieser Fund wie eine „Explosion der Erinnerung", diese Papiere nagelten die Mörder und Folterer geradezu fest. In Europa war es der Richter Baltasar Garzón, der die Dossiers nur allzu gern und gut für seine Prozesse gegen Pinochet sowie gegen Straftäter in Argentinien und Uruguay verwenden konnte - nicht so in Paraguay, wo das Wort „impunidad" (Straflosigkeit) seinen ganzen Zauber als unheilige Schutzpatronin der Verbrecher gegen die Menschlichkeit entfalten konnte.
Bis heute. Und so begegnet Martin Almada auch noch heute manchmal seinen Quälern aus langen Monaten der Folter „auf der Straße", und wenn er wieder mal einen von ihnen anklagt, dreht dieser den Spieß um und verklagt Almada wegen „übler Nachrede" - so immer wieder geschehen im Zeitraum von seiner Verhaftung im Dezember 1974 bis zu seiner Ausweisung ins französische Exil.

In den Achtzigern hatten wir in einer Paraguay-Solidaritätsgruppe einen noch nicht lange ins Exil entlassenen Gefangenen des Diktators Stroessner zu Gast, der auch von den ihm zugefügten Leiden zu sprechen wagte. Als wir ihn fragten, was bis heute als Spur der Folter geblieben sei, dachte er nur kurz nach: „Da gibt es die paraguayische Polka vom burrito (Eselchen) - wenn man mich jetzt, wo ich frei bin, immer noch foltern wollte, brauchte man nur das Lied vom burrito zu spielen...."
Für die Erklärung hatte er keine Kraft mehr, wir erfuhren später, was wir uns schon denken konnten: Bei den Foltersitzungen musste das Lied vom Eselchen her halten, um, in voller Lautstärke immer wieder gespielt, die Schreie der Gefolterten zu übertönen.
 
Als Martin Almada wieder einmal „dran" war, gingen die Peiniger besonders grausam vor, denn man hatte die Telefonnummer von Almadas Frau gewählt, die so die Qualen ihres Mannes mit anhören musste. Mehr als einmal, dann verfiel man auf die noch grausamere Variante, sie nicht nur akustisch, sondern auch optisch das Leiden ihres Mannes erleben zu lassen. Sie fand ein Paket mit der zerrissenen und blutbeschmierten Kleidung von Almada, dazu ein Hinweis, dass ihr Ehemann tot sei. Die schon lange Zermürbte hielt nicht länger durch, sie starb an der ihr zugefügten psychologischen Folter.
Manch einer vergleicht die aufklärerische Leistung des Martin Almada mit der eines whistleblowers Snowden - darüber lässt sich freilich streiten...egal. Almada bekam dafür den alternativen Nobelpreis - sehr verdient und sehr nützlich im Kampf für die Menschenrechte. (Ich habe niemals jemanden erlebt, der so geschickt und durchaus offensiv sowohl die eigene Leidensgeschichte als auch die Auszeichnung als Katalysator (be)nutzt - klar, dass manchen im Lande das sehr missfällt. Auch heute noch (oder heute wieder) sind seine Auslandsreisen - Almada ist viel gefragt als Redner und Dokumentarist auch in eigener Sache - der beste Schutz vor Übergriffen gegen ihn und seine unliebsamen Wahrheiten.









22 Jahre Terrorarchiv
Zuletzt erreichte uns wieder einmal eine jener virtuellen Einladungen nach Paraguay, dieses Mal zum 22. Jahrestag der Entdeckung jenes oben beschriebenen „Archivo de Terror" am 22. Dezember 1992.
„Vielen Dank, Ihr habt bestimmt den Flug für mich schon gebucht, ich hätte drei bis vier Tage Zeit“, murmele ich im Selbstgespräch, als ich das lese und an das Lob der Partner denke: „Ihr von der PPI seid klein aber fein..“
Vielleicht sind wir ja fein - vor allen Dingen aber klein! Wir müssen uns um jeden Euro abmühen und  beneiden manchmal die großen Organisationen um ihre Gelder.
So aber senden wir stattdessen eine Solidaritätsadresse an die Ausrichter der Gedenkveranstaltung. Da Almada durch eine Amnesty-Kampagne frei gekommen ist, baten wir die Freunde von Amnesty Kempen, mit zu unterschreiben. (>>> Siehe unter Amnesty!)

Hauptstadt Kempen
Neben seiner Menschenrechtsarbeit ist Martin Almada Mitglied der Vereinigung amerikanischer Juristen. Darüber hinaus setzt er sich  -   engagierter Vorreiter in seinem Land   für die Nutzung der Sonnenenergie ein. Das eine beschert ihm viel Schreibtischarbeit, das andere seinen Gästen ein mit einem seiner Solarkocher gegartes Essen. Nachdem Almada 2005 den Europäischen Solarpreis in Berlin erhalten hatte, folgte er unserer Einladung nach Kempen - die Menschen und die Stadt, die „heile Welt" in ihren Mauern haben ihn sehr beeindruckt und eine bleibende Erinnerung ausgelöst, wie er oft beteuerte, verbunden mit dem Wunsch, wieder zu kommen. Es muss eine Genugtuung gewesen sein, in Kempen so häufig  Menschen zu begegnen, die sein Land kannten, sogar von seiner Arbeit gehört hatten - seitdem nannte er den Namen unserer Stadt nie ohne den Zusatz „Kempen ist die Hauptstadt der Solidarität mit Paraguay". Warum nicht - uns gefällt's!

Doch zurück in die Heimat von Martin Almada:
Fangen wir mit Nebensächlichem an: Da kursieren zur Zeit wieder einmal die abenteuerlichsten Geschichten und Behauptungen  über einen Adolf Hitler, dessen unheiliger Geist sich mit Paraguay eine geeignete Wirkungsstätte post mortem ausgesucht hat. Dort sorgt er immer wieder für  wohlig-schaurige Gefühlsangebote für Paraguays Nazifreunde - darunter nicht wenige Einwanderer aus Deutschland - dass es uns nur staunen lässt! Mit Sicherheit und regelmäßig tauchen solche Räuberpistolen auf - und wieder unter.
Die beiden größten Zeitungen des Landes schreiben darüber ohne kritische Distanz - als handele es sich um eine ganz normale Nachricht.
Zur Zeit ist wieder stark im Schwange, dass Hitler in Paraguay war und daselbst auch gestorben ist - ja ist das denn nicht großartig?! Manch einen Paraguayer macht es regelrecht stolz. Man darf gespannt sein, wann die ersten Zeitzeugen auufkreuzen. (Ich kann glaubwürdig versichern, dass ich den Führer nie gesehen habe, obwohl es mir an Möglichkeiten nicht mangelte.) Auch ein Martin Almada belustigt sich bisweilen gern über derlei Unsinn, lockt aber selber mit originellen Fantasiebeiträgen, und mir scheint , dass er manchmal auch gern die Trennlinie zwischen geschichtlichem Faktum und Fiktion  aus reiner Fabulierlust überschreitet. (Wie in unserem Fall)
In Paraguay verbindet sich eine nur geringe Kenntnis von Geschichte, erst recht der europäischen Geschichte, mit einer verbreiteten Sympathie für den deutschen Nationalsozialismus. Almada gehört zu den wenigen Ausnahmen, es waren auch die 7 Jahre im französischen Exil, die seinen Blick geweitet haben.

Auf den Spuren Hitlers
Da kommt auch soeben das neueste „Werk" eines selbst ernannten argentinischen Hist(e)orikers heraus: „Tras los pasos de Hitler", also „Auf den Spuren Hitlers". (Der gute Mann hätte statt Hitler auch „Führer" in den Titel seines Buches schreiben können, dieser Begriff ist dem eingeweihten Paraguayer wohl vertraut, wenn auch das Wort ihm, rein sprechtechnisch, nicht so recht über die Lippen gehen will, intoniert er doch alle deutschen Umlaute ohne ihre Pünktchen, also Punktchen, folglich war auch die Schule, an der ich unterrichtet habe, das „Colegio Gett", also die Goetheschule ....)

Das Ganze ist natürlich nicht nur lustig, sondern auch beklemmend:
Als hätte Paraguay keine anderen Sorgen, macht es Anleihen beim seit 70 Jahren mausetoten deutschen Diktator, und die Presse hilft der korrupten Regierung mit ihren besagten Artikeln zu diesem Thema - meist Nazi-Stories - um von den eigenen  Figuren mit ähnlicher Geistesverfassung in höchsten politischen Ämtern abzulenken.
Ist es da nicht ein Widerspruch, ja eine Entgleisung, dass auch ich bisweilen mit Wonne an schaurigen Anekdoten zum Thema „Nationalsozialisten in Paraguay" bastele, wobei ich mich mit meinen Protagonisten Adolf Hitler und Josef Mengele an die Prominenz halte. Irgendwie macht es Freude zu wissen, dass selbst die frivolsten Erfindungen, wenn nur mit dem notwendigen „Ich weiß was-Gestus" vorgetragen, bei vielen verfängt. „Lass sie doch darauf rein fallen, so zeigt man die Fans in ihrer ganzen Borniertheit!"
Ich darf hier vielleicht ein paar Leseproben vorstellen - natürlich mit der Schutzbehauptung, das oben Gesagte müsse am Beispiel erläutert werden  

Aus Asche auferstanden (was muss das muss - sonst wäre der Typ ja auch nicht bis Südamerika gekommen)

"Am Tage seines vermeintlichen Todes befand sich Hitler schon an Bord eines der letzten - und gleichzeitig des modernsten - U-Bootes, eine gerade fertig gestellte Neukonstruktion, die mit dem obersten Auftraggeber an Bord gleichsam auf Jungfernfahrt Richtung Südamerika ging. Diese spektakuläre Flucht war nicht nur ein letztes Husarenstück des Reichsführers, mit dem er sich aus Europa verabschiedete, es war zugleich der letzte Sieg - ja Triumph des Kriegsverlierers Hitler über die amerikanischen Feinde. Die größte Leistung des genialen Überlebenskünstlers war jedoch eine ganz andere: Es musste ihm gelingen, quasi seinen Leichnam im Führerbunker zu hinterlassen, bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, aber dennoch eindeutig als seine, Hitlers, sterbliche Überreste zu identifizieren. Da reichten ein oder zwei persönliche Gegenstände, die nicht verbrennen konnten. Doch auch dies war noch der leichtere Teil beim Legen der falschen Spur. Schon damals war es der medizinisch-technischen Wissenschaft in den USA angeblich möglich, vermittels feinster Verfahren und gestützt auf mikroskopisch kleine Körperteilchen, die Identität einer Person festzustellen, von der materiell nicht viel übrig war. Man würde nach Kriegsende alles daran setzen, genau dieses Verfahren bei der Leiche des Führers anzuwenden, davon hatte Hitler schon vor dem letzten Bunkeraufenthalt Kenntnis und schon ins Kalkül gezogen. Wenn es ihm doch gelingen könnte, auf diese Weise die verhassten Yankis zu täuschen! Und das sozusagen mit deren eigenen Mitteln. Hitler zweifelte nicht daran auch in diesem, seinem ureigensten Fall, die Amerikaner postum noch zu übertreffen, ja zu demütigen.
Da passiert etwas Außergewöhnliches. Kein Forscher im Reich, kein Wissenschaftler, auch kein heimlicher Tüftler, der es vermocht hätte, eine Lösung für das Problem anzubieten. Hitler tobte. Der Ärger schien aber sein eigenes, durchaus kreatives Gehirn in Schwung und etwas hervor bringen zu lassen, das die von ihm persönlich auf das Problem angesetzten handverlesenen Wissenschaftler staunend zur Kenntnis nahmen. Die falsche, aber dem Führer zugeordnete Leiche musste nicht nur anhand äußerer Erkennungsmerkmale zu identifizieren sein, sie sollte auch einer genauen „inneren" Überprüfung standhalten. Also musste ein entsprechender „Ersatzmann" dieses Himmelfahrtskommando übernehmen. Treppenwitz der Weltgeschichte: Es war niemand anderes als Dr. Mengele, der berühmt-berüchtigte KZ-Arzt, der Glanz in die Runde seiner Kollegen brachte, leider ohne Hitlers Anwesenheit, was er sehr bedauerte. (Mengele konnte nicht wissen, dass er Jahre später reichlich Gelegenheit haben würde, mit Hitler nicht nur zusammen zu treffen, sondern ihm ein weiteres Mal mit seiner wissenschaftlichen Kunst zu helfen, wenn nicht das Leben zu retten). Einen solchen „Doppelgänger" Hitlers, von diesem selber ins Spiel gebracht, machte Mengele ausfindig. Seine brutalen Forschungsversuche mit Kindern, Zwillingen, ließen ihn einen „Hitlerzwilling" etwa des Alters und der Statur des Führers auftreiben, vor allem aber mit den gleichen „inneren" Daten und Befunden. Dieser todgeweihte Zombie war allerdings ein gut aussehender Mann (bei intaktem Gesicht hätte man ihn nie und nimmer mit Hitler verwechselt), der nun also als dessen Schatten eingesetzt wurde - und bis zur Apokalypse im Bunker erfüllte er tatsächlich seinen Zweck, nicht einmal ahnend, warum die ihm übertragene Aufgabe darin bestehen sollte, dem Führer auf den Fersen zu sein. Er erfüllte seinen Auftrag mit größter Beflissenheit, wurde wie eins mit seinem „Objekt".
War aus der Sicht Mengeles überhaupt eine großartigere Anwendung seiner düsteren Forschungen denkbar als diejenige, welche sich hier anbot und sogar das Leben des Führers zu retten vermochte? Wenn denn schon alles andere verloren war?
Makabres Detail vor der Zerstörung des Führerbunkers mitsamt dem Namensgeber und der Restbesatzung: Ein am Bunkereingang zum Dienst eingeteilter Wachposten war bei der gigantischen Sprengung durch die Alliierten mitsamt einer schweren Stahltüre durch die Luft gewirbelt worden, hatte aber wie durch ein Wunder als einziger überlebt. Noch eine Stunde vor dem Zusammenkrachen des Bunkers hatte er heimlich einen Blick ins Allerheiligste erhascht.
Er berichtet, wie Hitler dem Schattenmann die schwere Metallmarke des Heeresführers überreicht, irgendwie feierlich und mit nobler Geste. Der Mann schien sehr erfreut. (Wir allerdings wissen das „Geschenk" des Führers an seinen Wachmann zu deuten...)
So haben wir sogar einen Augenzeugen dieses Geschehens, das manche für eine nicht zu übertreffende Infamie halten mögen! Der echte Hitler konnte aber so wie vorgesehen fliehen.
´Wir´ - das waren damals und sind bis heute wenige aus der Führungsriege Hitlers, allesamt in Südamerika, die Kenntnis von dieser Geschichtsbombe haben, die sie nie hoch gehen ließen. Aber auch wir sind darin eingeschlossen, wir Forscher aus Leidenschaft, die wir mit viel Glück und un-ermüdlichen Nachforschungen das Geheimnis haben lüften können.....“ So weit Berlin - Py

Noch ein Ausschnitt aus dem fiktionalen Südamerika-Teil:
Schießerei auf dem Rio Paraná
".....Mengele, der Todesengel, konnte nämlich nur mit knapper Not den Nachstellungen des israelischen Geheimdienstes Mossad entkommen, an den man ihn verraten hatte. Es muss eine abenteuerliche Flucht gewesen sein, zuletzt auf einem Boot über den mächtigen Rio Paranä, mit einem betrunkenen, zur Überfahrt auf die paraguayische Seite gezwungenen Bootsführer, der einmal seinen Kahn unbedingt wenden wollte, sodass Mengele ihm das Steuer entriss und selber lenkte. Die Kameraden im argentinischen Grenzstädtchen Itati hatten ihm gesagt, er müsse es unbedingt bis zur Mitte des Stromes schaffen, dort im Ungefähren sei die rettende Grenze zu Paraguay. Und so war es in der Tat: Das verfolgende Mossad-Schiff verlangsamte seine Fahrt, die Nazijäger an Bord gaben noch einige - angesichts der Entfernung zu dem halb mit Diesel, halb mit Zuckerrohrschnaps des vom abgefüllten Bootsführer angetriebenen Bootes - noch ein paar harmlose Schüsse ab, dann wurde die Jagd durch Gewehrsalven der paraguayischen Marine von Itä Corä beendet, nicht etwa abgefeuert auf den Naziverbrecher, sondern auf seine Verfolger, denen man das unerlaubte Eindringen in die paraguayische Hälfte des Stromes verübelte.

Dr. Mengele soll später gesagt haben: „Nie hatte ich vor, mich einmal in Paraguay niederzulassen, nichts an diesem Land schien reizvoll, darin stimmten fast alle überein, die davon berichteten. In diesem Moment meiner Flucht über den Fluss aber, als ich die Salven aus paraguayischen Waffen krachen hörte und sah, wem sie galten und zum schmählichen Rückzug zwangen, überkam mich ein Gefühl tiefer Dankbarkeit!......“
Als wenn es noch nicht reichte mit der Parodie, scheint aber nunmehr etwas Authentisches über Mengeles Paraguay- Aufenthalt ans Tageslicht zu kommen - jetzt, 2015!
Denn: Mengele war ja tatsächlich in Paraguay, das steht außer Frage.
1985 erschien Beate Klarsfeld, einen Monat vor dem beabsichtigten Staatsbesuch Stroessners in Deutschland. Sie demonstrierte sogar in Asunción und beschuldigte General Stroessner, Mengele im Chaco zu verbergen und das zu leugnen. Da war Mengele aber schon tot, ertrunken an einem brasilianischen Strand und identifiziert von brasilianischen Kollegen nach der inzwischen fortgeschrittenen Methode der DNA Analyse, mit deren Vorläufer er angeblich den Führer im Bunker identifiziert hatte. In Hohenau aber verbrachte er tatsächlich einige Monate in einem alten Steinhaus der Familie Peters, auf einem grünen Hügel gelegen, halb verborgen, 20 km nordöstlich vom Zentrum Hohenaus: Das war Anfang der 60er Jahre - Sommerfrische für Mengele?
So kann auf ewig weiter spekuliert werden, langatmig, wann wer wo mit wem, oder ihm, tatsächlich oder vermeintlich und wie lange...es bleibt im Banalen, was es ja auch war, keine Anzeige, keine Strafverfolgung mehr, keine Erkenntnisse durch Verhöre des KZ-Arztes. Vielleicht auch deshalb langweilig, weil hier zuletzt keine Fiktion geboten wurde, sondern das sachlich Richtige. Wer weiter „forschen" will: >>> Googeln mit <ultima hora paraguay mengele>
Interessant wird es bezeichnenderweise erst wieder, wenn Mengele der eigentliche - und dieses Mal der tatsächliche Retter Hitlers wird, ihm ein neues Gesicht gibt, wenn ein Hotel zur Nazi-Fluchtburg wird, wenn Geheimgänge geschaffen werden, Hitlers Grab immer noch nicht identifiziert und deutsche Lehrer forschen (Vorsicht!)  -  „Wer bietet mehr?!“
 
Jetzt aber zur heutigen paraguayischen Realität! Almada schreibt:
".....und wie geht es euch in der Kälte? (deutscher Winter = Kälte und Schnee, diese Gleichung ist unausrottbar in der Vorstellung des Paraguayers ) Hier bei uns werden die politische und wirtschaftliche Lage immer miserabler. Die Regierung Cartes ist nach Kräften dabei, unser Land zu verschulden oder gar zu verhökern. Und trotz der gravierenden Fehler, die Fernando Lugo in seiner Amtszeit als Präsident begangen hat, entsteht jetzt eine große Kampagne zugunsten dieses hasenfüßigen Priesters für eine Rückkehr ins Amt.
 
Unsere Schlussfolgerung also messerscharf: Zwischen all den Schlechten ist Lugo anscheinend der Beste. Unser armes Volk leidet weiter. Cartes regiert noch miserabler als gedacht, sein riesiges Vermögen macht es nicht besser.... Bis hierhin Almadas Kurzkommentar - ich fülle zwei Stichwörter auf, es sind Namen:
Fernando Lugo, der ehemalige paraguayische, der Theologie der Befreiung nahe stehende Bischof, der nach einer beispiellosen Kampagne im April 2008 ins Präsidentenamt gelangte. Auch Partner der PPI waren daran beteiligt (u.a. der jetzige Senator Sixto Pereira, lange Jahre unser Projektpartner). Lugo hatte durchaus ein paar wenn auch zaghafte, so doch spürbare soziale Verbesserungen durchgeführt.
 
Kommt Lugo da noch mal rein?
U.a. gab es eine kostenlose Gesundheitsversorgung. Schon das war den Oligarchen zu viel. Nach vier von fünf Amtsjahren wurde Lugo aus dem Amt entfernt - „wegen Unfähigkeit". Hauptanklagepunkt war aber sein angeblich zu duldsames Verhalten gegenüber Landbesetzern. Nach einem von interessierter Seite inszenierten Massaker mit 17 Toten in Curuguaty wurde er der moralischen Mittäterschaft beschuldigt und binnen 24 Stunden in einem „parlamentarischen Putsch" aus dem Präsidentenpalast gejagt. Das Massaker ist bis heute nicht vor Gericht verhandelt worden, wohl aber sind von vertrauenswürdigen Zeugen und Institutionen ungeheure Vorwürfe von Folter und Mord gegen  Militär und Polizei erhoben worden, zahllose unschuldige Campesinos sitzen ein, einige bis heute, mehr als zwei Jahre nach dem Massaker.
Lugo war daran völlig unbeteiligt.
Jetzt ist nicht auszuschließen, dass er eine zweite Chance bekommt.

Horacio Cartes: Der zweite Name ist der des Präsidentendarstellers, wie es schon so viele gab in Paraguays Geschichte, die Sammlung enthält fast nur Diktatoren, nach Stroessners Sturz 1989, als in Paraguay, gerüchteweise verlautete, nun bräche die Demokratie aus, folgten die Präsidenten von der skurrilen Sorte: Geldwäscher, Betrüger, Schmuggler, Wahlbetrüger, Korrupte. Ach wäre der jetzige Amtsinhaber doch Präsident seines Fußballclubs „Libertad" geblieben, aber genau so, wie er diesen Fußballverein gekauft hat, kaufte er sich auch das Präsidentenamt. Das war nicht so schwer wie man meinen könnte, ist Cartes doch einer der reichsten Männer Paraguays. Sein Geld hat er mit Zigaretten verdient, etwas anders zwar als gewöhnlich: Er lässt nachgemachte Marken in klandestinen Fabriken nachbauen, dann z. B. nach Brasilien schmuggeln, da hat er doppelten Gewinn. Die brasilianische Präsidentin empfing diesen reizenden Kollegen nur ein Mal, sie soll ihn begrüßt haben mit den Worten: „Ich bin Nichtraucherin, Herr Cartes!"
Dieser kleine Soja-Acker könnte auch dem Präsidenten gehören - von Zigaretten allein kann man schließlich nicht leben. Da wollen unverschämte Campesinos doch wieder einmal verhindern, dass seine Sojafelder besprüht weren - „mit Gift" sagen sie - das kommt einer Verleumdung gleich. Dabei räumt „Roundup" doch so richtig auf - alle Unkräuter, auch nützliche Pflanzen, werden abgetötet, nur seine Soja kann sich frei entfalten. Doch jetzt ist endlich erwiesen und im Foto dokumentiert, wer die wahren Feinde und Zerstörer der schönen Umwelt Paraguays sind: Ja, die Campesinos sind es, die hier und anderswo mit ihren kollektiv vorgetragenen Giftattacken unsere Böden zerstören.

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